6.10.1 Schacht "Bartensleben"
39343
Ingersleben
OT Morsleben
Am Schacht
RW 44 38 674
HW 57 88 164
52°13´25,12´´N
11°06´03,65´´O
6.10.2 Schacht "Marie" (Burbach)
39343
Beendorf
Rundahlsweg 27
RW 44 38 019
HW 57 89 633
52°14´12,36´´N
11°05´28,16´´O
Untertage:
Historische Aufnahmen:
Zur Person Dr. Korte:
Mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
-Herr Dr. Lothar Reinbrecht- aus Haldensleben
"Das nachstehende Gedicht (in der Schreibweise des unbekannten Autors) vermittelt einen nachhaltigen Eindruck über das Fühlen, Denken und Handeln-über das Leben-aus der Zeit um 1910 in unserem Ort":
Aus Beendorfer Hefte 1 "Der Schacht Marie" Hrsg. Gemeinderat Beendorf:
Unten im Thale, grün goldener Strom,
Über mir Schatten, vom Waldesdom.
Vor mir das Werk in herrlicher Pracht,
Stolz steht der Förderturm „Marien Schacht“.
Rings um dem Schachte weht, ein Ährenmeer
In meiner Brust da geht, das Herz mir sehr.
Wie mags dort unten sein, im tiefen Schacht?
Hier heller Sonnenschein, dort dunkle Nacht!
Hier seh von fern ich, von Veltheims Schloß,
Seh wie der Landmann mit Pflug und Roß
Mutig durchfurcht der Erde Schoß.
Ich seh wie der Schnitter die Sense schwingt,
Seh wie die Dirne die Bänder schlingt
Um die gefallenen Halme.
So saß ich sinnend auf steinerner Bank,
Aus meinem Denken macht der eilende Gang
Eines Mannes mich plötzlich wach.
„Wohin?“ frag ich diesen, „in so schnellem Lauf?“
Da grüßt er mich freundlich mit einem „Glück Auf“,
Und zeigt auf das Werke, das dicht vor uns lag.
„Dorthin, wo der Dampf aus den Schloten steigt,
Wo die Räder sich drehn, wo ächzet und keucht
Die Fördermaschine in rasender Eile
Kristallenes Salz empor zieht am Seile
„Oh Bergmann gib Kunde mir aus dem Schacht!
Fährst Du hinein in der Erde Schoß?
Dort unten zu sein in ewiger Nacht-
Mir schaudert- wohl ein sehr schweres Los?“
Da richtet der Bergmann sich stolz in die Höh,
seine Augen noch heute ich funkeln seh,
Und näher trat er an mich heran.
Dann sprach er freundlich: „Du lieber Mann,
Wohl ist es dort dunkel, doch während der Schicht,
Da leuchtet uns hell ein Grubenlicht.
Und an den Wänden da spiegelt der Schein
Es glitzert wie tausend Sternelein
Da siehst Du Salze so edel und rein.
wie Schätze die lange verborgen,
Bis hohe Herren teuften hinein.
Und linderten Not und Sorgen.
Sie legten uns hier im Allerthal
Ein Samenkorn in Gottes Erde.
Es wuchs zum Baum trug reife Frucht
Und brachte schon manchen eigenen Herde
Drum gehen freudig wir und gern
Hin zum Werk , das gedeihe,
Es ist unser Hoffnungsstern.
Drum schaffen wir mit Lieb und Treue.
Doch nun genug, ich muß jetzt eilen,
Schnell fliegt dahin der Zeiten Lauf,
Ich darf nicht länger hier verweilen
Auf Wiedersehn! Glück Auf!“ „Glück Auf!“
Gewerkschaft Burbach
in Beendorf (Kreis Neuhaldensleben) Bergwerks- und Fabrikanlagen in Beendorf bei Helmstedt
Gründungsjahr: Als Bohrgesellschaft „Gott mit uns" 1888, als Gewerkschaft 1896. Gegenstand des Unternehmens: Die bergmännische .Ausbeutung des Bergwerkseigentums der Gewerkschaft sowie die Herstellung aller Anlagen und die Durchrühruiig aller Unternehmungen welche der Ausnutzung des Bergbesitzes und der Verwertung seiner Produkte dienen.
Beteiligungen: Die Gesellschaft besitzt 400 Kuxe der Gewerkschaft Walbeck, sämtliche Kuxe der Gewerkschaft Bartensleben, sowie 8,5Mill. Mark Stammaktien der Aktien-Gesellschaft Krügershall und 6,5 Mill. M. Vorzugsaktien mit zehnfachem Stimmrecht. Es besteht außerdem eine Interessengemeinschaft mit den Werken des Volkenroda-Konzerns.
Gerechtsame: Das Bergwerkseigentum der Gewerkschaft besteht aus:
1) Dem Bergwerk „Burbach" auf Steinalz nebst dem auf demselben auf der nämlichen Lagerstätte vorkommenden anderen Salzen mit einem Flächeninhalte von 13 780 227 qm. Die Gerechtsame markscheidet mit derjenigen der Gewerkschaften Buchberg und Bartensleben.
2) Dem im Grundbuche der Bergwerke des Amtsgerichts Erxleben unter Band II Blatt No. 1 eingetragenen Bergwerke „Gerhard" (Braunkohle) gleich 2.188.965 qm.
3) Dem in dem Grundbuche der Bergwerke des Amtsgerichts Siegen unter B No. 35 eingetragenen Bergwerk Burbach, begründet durch Verleihungsurkunde des Oberbergamtes Bonn vom 27. 12. 1870 auf Eisen und Zinkerz für ein Feld von 25 000 Quadratmeter (gleich 109 450 qm) im Flächeninhalt.
Schachtanlage: Der Schacht der Gewerkschaft Burbach in der Gemarkung Beendorf ist bis 500 m abgeteuft. Die Schachtanlage hat eigenen Werksbahnhof und Anschlussgeleis an die Marienborn-Beendorfer Kleinbahn (Akt.-Ges.) und durch diese Verbindung mit der Staatsbahn. Bei 360 m ist eine Sohle angesetzt, auf welcher im nördlichen Feldesteil ein Sylvinitlager von 3-11 m Mächtigkeit und einem durchschnittlichen Gehalt von 48 % KCl abgebaut wird. Ferner ist ein 6,5 m mächtiges Hartsalzlager (24 % KCl.) festgestellt und auf 1400 m streichende Länge nachgewiesen. Im südöstlichen Feldesteil fanden sich Hartsalz- und Carnallitlager von großer Mächtigkeit und Reinheit. Eine weitere Sohle ist bei 500 m angesetzt. Die Dampfkesselanlage des Bergwerkes besteht aus sieben Zweiflammrohrkesseln, ausgerüstet mit Speisewasser-Vorwärmer und Pumpen, Economiser-.Anlage, Treppenrostfeuerungen für Braunkohlen und mechanischer Kohlentranporteinrichtung, sowie Dampfüberhitzern. Die Hauptfördermaschine mit Ventilsteuerung leistet 500 PS., hebt mit jeder Aufholuug 3200 kg Salz, d. s. in 8-stündiger Schicht ca. 80 Doppelladungen. Der Grubenventilator System Kley, angetrieben durch einen 75pferdigen Elektromotor, bewegt 2500 cbm Luft bei einer Depression von 92 mm Wassersäule. Die elektrische Zentrale hat zwei 125pferdige Dampfmaschinen und Dynamomaschinen, welche Gleichstrom von 500 Volt Spannung erzeugen, ferner eine Zweidruckturbine, welche durch Frischdampf oder durch Abdampf betrieben werden kann und 360 KW leistet. Der Strom von 110 Volt für Beleuchtungszwecke wird durch Umformer hergestellt.
Zweiter Schacht: Der zweite Schacht ist im Felde der auf Grund Beschlusses der ausserordentlichen Gewerkenversammlung vom 6. 1. 1911 abgetrennten Gewerkschaft Bartensleben In einer Entfernung von 1650 Meter vom Hauptschachte abgeteuft. Die unterirdische Verbindimg ist erfolgt.
Produktion: Chlorkalium zu 80%, Schwefelsaures Kali zu 90%, Schwefelsaures Kalimagnesia zu 48%, Kalidünger zu 38% und zu 20-40%, Kainit-Hartsalz, Carnallit, Kieserit.
Tagesanlagen: Die Salzmühlenanlage hat 4 Mahlsysteme, angetrieben durch zwei 250 pferdige Zwiliingsmaschinen für eine Leistung von 16 Doppelladungen pro Stunde. Außerdem ist ein großer Salz-Vorratsschuppen, der bis zu 3000 Doppelladungen gemahlenes Salz aufzunehmen vermag, errichtet und durch mechanische Transporteinrichtungen mit der Salzmühle verbunden worden. Auf dem Werksbahnhofe dienen 2 elektrisch angetriebene Rangierwlnden zum Rangieren der Eisenbahnwagen, während 3 mechanische Verladeeinrichtungen mit einer Leistungsfähigkeit von je 6 Doppelladungen pro Stunde die Beladung vermitteln. Die ausgedehnte Chemische Fabrik ist zur Herstellung von Chlorkalium, schwefelsaurem Kali, schwefelsaurer Kalimagnesia, Kieserit und Brom eingerichtet und so angelegt, dass mehr als das doppelte des bisherigen Syndikats-Anteils produziert werden kann. Die Fabrik hat eine selbständige Dampfkesselanlage, bestehend aus 8 Zweiflammrohrkesseln, ausgerüstet mit Speisewasser-Reinigung, Vorwännern und Economiser-Anlage. Ferner zwei Betriebsdampfmaschinen von je 200 PS., eigenes Anschlussgleis und Verladung. Die Fabrik ist durch eine Kettenbahn mit der Schachtanlage verbunden. 1911 wurde neben der beschränkten Ableitungskonzession in die Aller für die Fabrik von Burbach und für die mit Burbach liierten Gesellschaften eine Konzession zur unbeschränkten Ableitung der Endlaugen nach der Elbe von einer täglichen Verarbeitung von insgesamt 32000 dz Carnallit erteilt. Hiervon entfallen auf die Fabrik von Burbach 8000 dz Carnallit täglich. Die Ausführung der erforderlichen Röhrenleitung ist in Gemeinschaft mit der Gewerkschaft Walbeck, den Kaliwerken Ummendorf-Eilsleben-Aktien-Gesellschaft und der Gewerkschaft Braunschweig-Lüneburg erfolgt. Die ca. 60 km lange Leitung funktioniert gut.
Reinkali: 1905- 163989 dz, 1906- 165191 dz, 1907- 156419 dz, 1908- 140668 dz, 1909- 140617 dz, 1910- 140659 dz, 1911- 161183 dz, 1912- 194833 dz, 1913- 180602 dz, 1914- 105157 dz, 1915- 79433 dz, 1916- 48338 dz, 1917- 110298 dz, 1918- 110443 dz, 1919- 83356 dz. (Quelle: 7*)
Gewerkschaft Bartensleben, Beendorf b. Helmstedt.
Vorstand: Vorsitzender:Gerhard Korte, Magdeburg.
Stellv. Vorsitzender: Bankdirektor Moritz Schultze, Berlin.
Mitglieder: Friedrich Korte, Magdeburg. Konsul J.L. Kraft, Bad Oeynhausen. Kommerzienrat Stähr, Hamburg. Staatsrat Muther, Gotha.
Direktion : A. Simon, Bergwerksdirektor, Bad Helmstedt. K. Hartwig, kaufm. Direktor, Bad Helmstedt
Zahlstellen: Mitteldeutsche Privatbank, Magdeburg. Essener Credit-Anstalt, Essen a. d. Ruhr. Delbrück, Schickler u. Co., Berlin.
Anzahl der Kuxe: 1000, stämtlich im Besitz der Gewerkschaft Burbach.
Handelsgerichtlicher Eintrag: 10. 10. 1911 beim Amtsgericht Wefer-lingen.
Gerechtsame: 6 Grubenfelder gleich 13 314 558 qm im Amts-gerichtsbezirk Weferlingen in den Gemarkungen Beendorf, Morsleben, Großbartensleben, Schwanefeld, markscheidend mit den Feldern der Gewerkschaften Burbach und Alleringersleben.
Schachtbau: Der Schacht ist fertig ausgebaut und hat eine Tiefe von 526 m. Bei 283 m wurde das Steinsalz angefahren und von 325 bis 330 m ein Sylvinit- und Hartsalzlager durchteuft. Die Ausrichtung der Grube ist von 5 Bausohlen, welche mit einem saigeren Abstand von 40 m folgen, in Angriff genommen. Mit dieser Ausrichtung sind in allen Bausohlen bisher 5 Kaliiager festgestellt. Die Mächtigkeiten betragen 4,5 bis 13 m. Der Gehalt schwankt zwischen 14-20 Prozent K2O.
Zweiter Schacht: Durchschlägig mit dem der Gewerkschaft Burbach.
Chlorkaliumfabrik: Einer von der Gewerkschaft gebildeten Chemischen Fabrik Beendorf G.m.b.H., Beendorf, ist unter Anschluss an die von den Werken der Oberaller gebaute Endlaugenleitung nach der Elbe eine Fabrikkonzession zur täglichen Verarbeitung von 8000 dz Carnallit erteilt worden. Diese Fabrik ist im Anschluss an die Chemische Fabrik der Gewerkschaft Burbach errichtet. (Quelle: 7*)