Die Kali- und Steinsalzschächte Deutschlands
Die Kali- und Steinsalzschächte             Deutschlands

4.9 Hildesia

 

 

 

4.9.1 Schacht "Hildesia"

 

31199

Diekholzen

Hildesiaweg 5

 

RW 35 62 003

HW 57 73 669

 

52°05´35,85´´N

09°54´12,93´´O

 

Historische Aufnahmen:

 

 

 

4.9.2 Schacht "Mathildenhall"

 

31199

Diekholzen

im Hildesheimer Wald

 

RW 35 59 019

HW 57 74 913

 

52°06´17,29´´N

09°51´37,03´´O

 

1912-1926:     Teufarbeiten

1926/1927:      Stilllegung als Förderschacht, in der Folgezeit

                        Wetterschacht für Grube Hildesia

1937-1945:      MUNA

1950/1951:      Wiederaufnahme der Förderung Grube

                        Hildesia/Mathildenhall

1960er Jahre:  Stilllegung

2000/2001:      gelenkte Flutung

Aus der Geschichte:

 

Werk Hildesia

(ehemalige Gewerkschaft Hildesia) Diekholzen b. Hildesheim,

 

Gründungsjahr: Die Gewerkschaft ging im Jahre 1897 aus der Kalibohrgesellschaft Eschershall hervor.

 

Gerechtsame: Ursprüngl. 22 675 000 qm in den Gemarkungen Diekholzen, Südwald bei Hildesheim, Hildesheimer Wald, in den Forstgenossenschaften Sorsum, Emmerke, Gr. Escherde, Klein-Escherde, Himmelsthür, Betheln. Die Felder sind benachbart von den Feldern von Schierenberg und Mathildenhall, welche den Alkaliwerken Ronnenberg gehören, sowie den Kalibohrgesellschaften Neue Hoffnung und Gross-Düngen. Die Gewerkenversanunlung vom 10.12.1910 beschloß von dieser Gerechtsame den in den 6 Forstgenossenschaften belegenen Teil, nämlich 11 144 000 qm = ca. 5 preussische Maximalfelder zur Bildung einer beson- deren Unternehmung abzutrennen, so dass für Hildesia 11 531 000 qm verbleiben. Nach Abtrennung der Gewerkschaft Escherberg mit 1137,5 ha umfasst die Gerechtsame noch 1238,128 ha im geographisch mit "Hildesheimer Wald" bezeichneten Höhenzuge. Dieselbe wurde durch 5 Tiefbohrungen untersucht. Da bei den steil aufgerichteten Salzlagerstätten der Provinz Hannover Tiefbohrergebnisse keine genauen Schlüsse über die Lagerstättenverhältnisse zulassen, wird von einer Berichterstattung über die Tiefbohrungen Abstand genommen.

 

Bohrergebnisse: Tiefbohrung I bei 528,40 m im Ton mit Gipsschnüreneingestellt, Tiefbohrung II bei 601,5 m im Steinsalz eingestellt, Tiefbohrung III, vom 14. Juni 1895 bis 20. März traf von 311,15 bis 482,45 m ein Steinsalzlager mit einer Sylvinit-einlagerung und kleinen Carnalliteinlagerungen, dann von 560,35 bis 563,85 m ein Carnallitlager mit 22,66 bis 33,35 % Chlorkalium, von 570,40 bis 572,60 m Carnallit mit 27,73 %, von 583,30 bis 587,40 m weissen Sylvin mit 92,70% Chl.-K., von 643,70 bis 644,05 m Sylvin mit 81,5 % Chl.-K, Tiefbohrung IV trat von 409,89 bis 996,10 m drei Kainit-, Carnallit und Sylvinlager von 17,42 bis 45,30 % Chlor-kaliumgehalt. Tiefbohrung V von 360,48 m bis 928,30 m ein Carnallitlager von 18 04 % Chlorkaliam und eine Sylvineinlagerung von 95,93 %.

 

Schachtbau: Der Schachtbau wurde am 27. Oktober 1897 bei Bohrloch III ein Kilometer westl. der Oberförsterei Diekholzen begonnen, ging aber anfänglich langsam von statten. Bis Ende 1903 waren die Bohrarbeiten soweit gefördert, daß der große Bohrer sich in einer Teufe von 328,5 m befand und der Vorschacht bis zu 360,5 m fertig war. Am 8. April 1904 hat man mit dem Zusammenbau der Moosbüchse begonnen. Im September 1904 zeigte sich beim Sümpfen des Schachtes, dass die oberen Wasser zwar erfolgreich abgesperrt waren, daß jedoch unter dem Boden ein Zugang auftrat. Im Februar 1905 warman mit der Beseitigung der Undichtigkeit der Kind-Chaudron-Betonage mittels des neuen Portier-Verfahrens beschäftigt. Zu diesem Zweckwurde die Cuvelage an einergrößeren Anzahl von Stellen angebohrt und alsdann der dahinter befindliche Magnesia-Schlamm so lange abgezapft, bis klare Soole heraus trat. Hierauf wurde mittels des Portierrohres neuer eigens dazu präparierter Portierzement hinter die Cuvelage gedrückt. In der Nacht zum 6. Dezember 1905 wurde der gußeiserne Boden aus dem Schacht ausgebaut. Die Trockenlegung hat somit 1,25Jahr in Anspruch genommen. Im Januar 1907 wurde in einer Teufe von 588 m das durch die Diamantbohrung festgestellte Sylvinitlager erreicht, welches Kalisalze von 77-87 % KCl. ergab. Die wahre Mächtigkeit des Lagers schwankt zwischen 2,3 und 3,8 m. Im März 1907 war der Schacht bis 719 m abgeteuft und bis 651 m ausgemauert, doch wurden im Jahre 1909 noch nachträglich 84,13 m Tübbings eingebaut, eine Arbeit, welche vier Monate in Anspruch nahm. Bei 720 Meter wurde eine Sohle hergestellt, auf welcher zufriedenstellende Aufschlüsse gemacht sind. Ferner wurden von dieser Sohle aus zwei Gesenke, und zwar Blindschacht No. 1 und Blindschacht No. 2 abgeteuft. Eine auf der Sohle des Blindschachtes No. 1 angesetzte Diamantbohrung wies unter dem Hauptanhydrit und grauen Salzton bei 842,50-851,10 m ein wertvolles HartsalzIager nach, dessen Ausrichtung querschlägig erfolgen soll. Im Schacht sind Hartsalz und Sylvinite von großer Mächtigkeit (bis zu 32 m) nachgewiesen. 1911 ist ein auf eine lange Reihe von Jahren hinreichender Vorrat an wertvollen Hartsalzen auf der 894 m Sohle zum Abbau vorgerichtet worden. 1912 wurde der Schacht von der 720 m-Sohle bis zur Endteufe von 914 m fertiggestellt. Die Verbindungsstrecke Hildesia-Mathildenhall-Escherberg wurde im Jahre 1913 um 610 m vorgetrieben, so daß die Gesamtlänge 1600 m beträgt. Hierbei wurde ein Camallitlager von 18 m Mächtigkeit und einem Gehalt von 18-19 % KCl durchörtert. 1914 wurde die Zweischachtstrecke um 410 m weitergeführt. 1915 wurde auf der IV. Tiefbausohle die Südstrecke um 250 m vorangebracht. Mit derselben wurde in nächster Nähe des Schachtes ein 4 m mächtiges Hartsalzlager mit 25,3 % und ein ca. 10 m mächtiges Carnallitlager mit 17,4 % KCl durchfahren. Ende des Jahres 1928 befand sich der Schacht 919 m tief im Sylvinit und Hartsalzlager von 3-5, bzw. 6-15 m Mächtigkeit.

 

Zweischachtfrage: Die von den Feldern der Gewerkschaft abgetrennten 11 144 000 qm (siehe Gerechtsame) werden mit der zu Ronnenberg gehörigen Gerechtsame Mathildenhall zu einem besonderen Unternehmen vereinigt. Hier wird in einer Entfernung von 3,2 km vom Hildesia Schacht in der Gemarkung Himmelstür ein neuer Schacht niedergebracht, der als zweiter fahrbarer Ausgang im Sinne der Bergpolizeiordnung für den Hildesia-Schacht gleichzeitig Verwendung findet. 1911 wurden 320 m einer Richtstrecke nach den Berechtsamen der Nachbar-gewerkschaften Mathildenhall und Eschersberg vorgetrieben. März 1913 besaß die Verbindungsstrecke eine Länge von 990 m.

 

Tagesanlagen: Das Werk ist ausgestattet mit: 800 qm Heizfläche im Kesselhause, mit 2000 PS in der elektrischen Zentrale, welche gleichzeitig die Gewerkschaft Mathildenhall mit Energie versorgt. Ferner sind vorhanden: 1 Pelzer-Ventilator für Grubenbetrieb mit 4000 m minütlicher Leistung, 1 Mahlwerksanlage mit 80 t stünd-licher Leistung. Auf gleiche Leistung ist die Dampffördermaschine eingestellt.

 

Chlorkaliumfabrik: Am 6. November 1905 wurde in Hildesheim vor dem Bezirks-ausschuss über den Antrag der Gewerkschaft „Hildesia" zu Hannover wegen Genehmigung zur Errichtung einer Chlorkaliumfabrik zu Diekholzen bei Hildesheim verhandelt. Gegen das Unternehmen war von vielen Seiten Widerspruch erhoben worden, der sich im wesentlichen darauf gründete, dass die geplante Fabrikanlage Belästigungen durch Gas, Russ etc., sowie durch Geräusch herbeiführen, ferner die Fischerei in der Innerste, in welche die Endlaugen geleitet werden sollten, die Landwirtschaft, die Mühlenindustrie und die Zuckerfabriken schädigen würde. Endlich war auch noch von verschiedenen Kaliwerken der Anlage widersprochen, weil sie befürchteten, ihre wohl erworbenen Rechte zur Ableitung von Endlaugen durch Genehmigung der Fabrikanlage geschmälert zu sehen. Der Bezirksausschuss beschloss die Genehmigung zur Fabrikanlage zu erteilen, doch nur unter bestimmten Bedingungen, von denen besonders diejenige bemerkenswert ist, nach der die Ableitung der Endlaugen in die Innerste nicht stattfinden darf. Gegen den Beschluß j des Bezirks-Ausschusses wurde mit Erfolg Rekurs erhoben, daß die Ableitung der Endlaugen in die Innerste stattfinden kann. Die Gewerkschaft läßt ihre Rohsalze in den Fabriken von Riedel und Ronnenberg mitverarbeiten.

 

Haus- und Grundbesitz: 15 Wohnhäuser, 7 Doppelwohnhäuser, 120 Morgen.

(Quelle: 10*)

Querschnitt des Gebirges um den Schacht Hildesia
Querschnitt der Grubenbaue Schacht Hilde[...]
Microsoft Word-Dokument [978.5 KB]

Gewerkschaft Mathildenhall in Dieckholzen Hildesheim.

Wintershall-Konzern.

 

Betrieb ruht It. § 83 c des Kaliwirtschaftsgesetzes.

 

Telephon: Amt Hildesheim Nr. 4176.

 

Grubenvorstand:

  • Bergwerksdirektor Gustav Römer, Vorsitzender.
  • Fabrikdirektor Dr. Gustav Lindenberg, Eisenach.

 

Gründungsjahr: 18. November 1911.

 

Gerechtsame: Lage der Felder: in den Gemarkungen Gronau, Barfelde, Eitzum, Hönze, Eddinghausen, südwestlich Hildesheim; markscheidend mit Hildesia.

 

Größe rund 4 Preußische Maximalfelder.

 

Schachtbau: Begonnen im Jahre 1912. Im Jahre 1924 wurde der Schacht von 300 m auf 426 m geteuft. Bei 412 m ist das jüngere Steinsalz angetroffen worden. Durch Versteinung mittels Zement vor dem Niederbringen des Schachtes wurden die wasserführenden Schichten des Buntsandsteins abgeschlossen. Von 370 bis 426 m wurden Tübbings eingebaut. Die beim Abteufen anfallenden Berge und das geförderte Steinsalz wurden im Schacht Hildesia versetzt. Auf diesem Werke wurde auch der Strom für den Abteufbetrieb erzeugt. Im Jahre 1925 durchteufte der Schacht bei rund 800 m ein gutes Hartsalz- und Carnallitlager. Im Jahre 1926 machte der Schacht bei 990 m seine Endteufe. Auf den bei 849 m und 965 m Teufe angesetzten Sohlen wurde das Hartsalzlager bei 10—25 m Mächtigkeit in guter Beschaffenheit zusammen mit rund 425 m streichend überfahren. Zurzeit ist der Betrieb vorübergehend eingestellt.

 

Zweischachtfrage: Ist gelöst durch Verbindung mit der Gewerkschaft Hildesia.

 

Kalisyndikat: Ab Oktober 1932 beträgt die Beteiligungsziffer 3,6827 Tausendstel. (Quelle:10*).

Querschnitt des Gebirges um den Schacht Mathildenhall
Querschnitt der Grubenbaue Schacht Mathi[...]
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Asse II
Steinsalzkristalle auf Grubenbahnschwelle
Schachtausmauerung (Modell Deutsches Bergbaumuseum Bochum)
Fördergerüst Esserschacht
Kalisalz Soligorsk
Alte Lohntüte
Schachtröhre mit Tübbingausbau (Modell Deutsches Bergbaumuseum Bochum)
Fördergerüst Schacht Theodore (Elsaß)
Gewerkschaft Beienrode
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