Die Kali- und Steinsalzschächte Deutschlands
Die Kali- und Steinsalzschächte             Deutschlands

4.10 Hohenfels

 

 

4.10.1 Schacht "Hohenfels"

 

31319 Sehnde

OT Wehmingen

Gewerkschaft Hohenfels 24

 

RW 35 63 655

HW 57 95 530

 

52°17´22,37´´N

09°55´54,45´´O

 

Historische Aufnahmen:

Gedenken an einen wagemutigen und zuversichtlichen Pionier der Kaliindustrie der mit den Werken Hohenfels, Hugo und Bergmannssegen ein Imperium begründete.
Dr. Wilhelm Sauer.doc
Microsoft Word-Dokument [1.2 MB]

 

 

 

4.10.2 Schacht "Carlshall"

 

31191

Algermissen

OT Lühnde

Schachtweg

 

RW 35 64 366

HW 57 94 340

 

52°16´43,61´´N

09°56´31,15´´O

 

 

Aus der Geschichte:

 

Gewerkschaft Hohenfels, Hohenfels, Post Lehrte. Wintershall-Konzern.

 

Nächste Eisenbahnstation: Algermissen.

Telegrammadresse: Hohenfels Lehrte.

 

Grubenvorstand:

  • Generaldirektor August Rosterg, Kassel, Vorsitzender.
  • Heinrich Lindemann, Oberlandesgerichtsrat a. D., Kassel, stellv. Vors.
  • Friedrich Franz Graf Grote, Deven in Mecklenburg.

 

Gründung: Als Kalibohrgesellschaft Gustavshall am 15. 11. 1893, in die Gewerkschaft Hohenfels umgewandelt am 24. 2. 1898.

 

Gerechtsame: 5,42 preuß. Maximalfelder in den Gemarkungen Wehmingen, Wirringen, Bolzum und Bledeln im Landkreis Hildesheim, markscheidend mit den Feldern der Kaliwerke Friedrichshall Aktiengesellschaft, der Gewerkschaften Hugo, Bergmannssegen und Carlahall.

 

Bohrergebnisse: Es sind 4 Tiefbohrungen niedergebracht. Tiefbohrung I bei Wehmingen von Oktober 1893 bis Oktober 1894 traf von 536 bis 615 m Steinsalz, dann bis 619 m Steinsalz, mit Carnallit, von 686 bis 690 m Steinsalz mit Sylvinit von 750 bis 761 m Carnallit, von 822 bis 836 m Carnallit und tiefer Steinsalz mit Carnallit; Tiefbohrung II bei Wehmingen, vom 5. Dez. 1894 bis 5. Januar 1896 traf Steinsalz mit Carnalliteinlagerungen bei 816, 830, 835, 844 und 847 m; Tiefbohrung III , vom 21. Dez. 1895 bis 15. Juni 1896 traf von 359,4 bis 394,33 m rötlichen Salzton mit mehr oder weniger starken Carnalliteinlagerungen, dann ein 2,3 m mächtiges Carnallitlager, dann bis 643 m wieder Carnalliteinsprengungen, von 643 bis 697,5 m Sylvinit von 729,7 bis 734,7 m Carnallit, von 752,5 bis 773,2 m Sylvinit , von 795,5 bis 815 m wieder Sylvinit. Der Chlorkaliumgehalt schwankte in den Hauptlagern zwischen 20 und 40,2 %; Tiefbohrung IV, 935 m im Streichen von Tiefbohrung III vom 18. Aug. 1896 bis 29. März 1897, traf Sylvinit von 256,87 bis 260,8 m, von 278,25 bis 280,34 m, von 333,7 bis 334 m, von 364,36 bis 365,43 m, von 461,94 bis 481,95 Meter, von 593.56 bis 618 m und von 720,3 bis 752,15 m.

 

Schachtbau: Begonnen am 23. März 1897, 165 m westlich vom Bohrloch III, mit einer kleinen Abweichung nach Süden, und ca. 80 m nordöstlich von Bohrloch I. Lichte Weite 5 m. Der vollständige Wasserabschluss wurde durch die bei 334 und 345 m verlegten Keilkränze bewirkt; zu noch größerer Sicherheit wurde der Tübbingsausbau bis zu 400,2 m hinuntergeführt; von da ab wurde der Schacht bei der weiteren Abteufung in Mauerung gesetzt. Im Juni 1900 wurde bei 500 m das Steinsalzlager erreicht. Am 5. Sept. 1901 war der Schacht bis zu einer vorläufigen Endteufe von 610 m ausgemauert, gleichzeitig waren die Füll- und Umbruchsörter bei 570 m für die obere Wetter-Sohle und bei 600 m für die Hauptfördersohle angelegt, auch der Einbau der definitiven Fahr- und Fördereinrichtung bis zu beiden Sohlen weitergeführt. Zur Erschließung der Kalilagerstätten wurden auf beiden Sohlen Querschläge getrieben und am 21. Januar 1902 wurde auf der 600 m Sohle das erste Sylvinitlager bei 258 m streichender Länge angetroffen. Auf der 570 m Sohle erreichte man in einer Entfernung von 265 m das erste Kalisalzlager am 1. März 1902 und durch eine Ausrichtungsstrecke nach Norden und Süden bei 281 m später auch das zweite Lager. Die Hartsalze auf der oberen Sohle zeigten einen Durchschnittsgehalt von 36 %, die auf der unteren Sohle einen solchen von 25 % KCl. Nachdem In den Lagern auf eine Erstreckung von 720 m von den Hauptquerschlägen bei 570 m und 600 m Teufe aus Strecken, aufgefahren und Abbaue vorgerichtet waren, ging man dazu über, auch nach oben und unten die steil einfallenden Lager zu durchforschen. Ein Blindschacht wurde zu diesem Zwecke im Süden der 600 m Sohle 100 m niedergebracht und von hier aus im Jahre 1904 bei 700 m Teufe eine neue Abbausohle vorgerichtet. Die Aus- und Vorrichtungsarbeiten auf dieser Sohle wurden bis Ende des Jahres 1908 auf 200 m ausgedehnt. Die dort gewonnenen Salze konnten als Kainit sowie 20 % iges Düngesalz versandt werden. Das Kalilager auf der Südseite dieser Sohle steht im Abbau. Auf diesem Flügel wurde im Jahre 1908 das Hangende oder Hauptlager in einer Mächtigkeit bis zu 17 m und in vorzüglicher Beschaffenheit durchfahren; die dort anstehenden Salze bestehen hauptsächlich aus 20 % igem Düngesalz. Die in den letzten Jahren im Südfelde weiter vorgenommenen Ausrichtungsarbeiten erschlossen wertvolle Sylvinit- und chemisch reine Carnallitlager, ebenfalls zeigten die mit 2 Gesenken ausgerichteten Lagerstätten nach der Tiefe, dass dieselben in einwandfreier Beschaffenheit anstehen und hier aus den in Betrieb befindlichen Aufschluss-Strecken Salze mit über 40 % K2O fallen.

 

Zweischachtfrage: Der Durchschlag mit dem Schachte von Carlshall erfolgte am 8. Juli 1912, so dass Hohenfels den zweiten fahrbaren Ausgang besitzt.

 

Bau einer Chlorkaliumfabrik: Gemeinsam mit den Konzernwerken des ehem. Dr-. Wilhelm Sauer-Konzerns ist im Jahre 1925 mit dem Bau einer großen Chlorkaliumfabrik begonnen worden. Der Bau ist inzwischen beendet und der Betrieb der Fabrik im Juni 1926 aufgenommen worden. Eine fertig gestellte Anschlußbahn vom Schacht nach Algermissen; eine Salzmühle, ein Lagerhaus, ferner sind vorhanden: elektrische Zentrale, Kesselhaus und Betriebswerkstätten.

 

Bereitschaftswerk: Nach dem Ausbau der Förderanlagen auf der Gewerkschaft Bergmannssegen im Jahre 1927 hat diese die Lieferungen für die Gewerkschaft Hohenfels übernommen. Die Gewerkschaft Hohenfels befindet sich seitdem in Ruhe bei gleichzeitiger Betriebsbereitschaft. (Quelle: 10*)

Weitere empfehlenswerte Informationen zur Geschichte von Hohenfels in:

"Die Geschichte von Hohenfels"

Stadtarchiv Sehnde

Die Zeitreise- Ausgabe 7, Juni 2012

Aus der Geschichte:

 

Gewerkschaft Carlshall

 

Gründung: 1905 als Gothaische Gewerkschaft. 1916 Umwandlung in Preuß. Gewerkschaft. Im Kali-Syndikat seit 1914.

 

Gerechtsame: ca. 8 preußische Maximalfelder in den Gemarkungen Lühnde und Klein- und Groß-Algermissen im Landkreis Hildesheim an der Hildesheim-Lehrter Eisenbahn, als Salzbaugerechtsame ins Grandbuch eingetragen. Die Felder markscheiden im Norden mit Friedrichshall, im Westen mit Hohenfels, südöstlich und südlich mit Sarstedt, Schieferkaute und Fürstenhall. Ferner hat die Gewerkschaft Hohenfels einen Teil seiner Gerechtsame in der Gemarkung Bledeln an Carlshall abgetreten.

 

Kalilager: Es sind durch Grubenbaue ein 3 m mächtiges Sylvinitlager (bis zu 40 % K2O), ein 8 m mächtiges Hartsalzlager (12 bis 17 % K2O), zwei 25 m mächtige Carnallitlager, sowie weite Strecken chem. Reinen Carnallits aufgeschlossen.

 

Zweischachtfrage: Auf Grund des mit der Gewerkschaft Hohenfels geschlossenen Vertrages ist der von Carlshall niederzubringende Schacht mit dem Hohenfelser Schacht unterirdisch zu verbinden, so daß jeder der beiden Schächte wechselseitig als zweiter Schacht im Sinne des Berggesetzes Verwendung finden kann. Der Durchschlag mit der Gewerkschaft Hohenfels erfolgte am 20. Juli 1912 bei einer Querschlagslänge von 387,80 m.

 

Tagesanlagen: Sämtliche für den definitiven Gruben- und Tagesbetrieb erforder-lichen Anlagen sind errichtet.

 

Abwässerkonzession: Für eine tägliche Verarbeitung von 6000 dz Carnallit.

 

Versand im Jahre 1917: 138 131 dz Kainit, 39 410 dz Steinsalz, im Jahre 1918: 196 000 dz Kainit, 23 960 dz Carnallit, 74 000 dz Steinsalz. Im Jahr 1919:  27 050 dz Karnallit, 208 925 dz Kainit, 13 100 dz 20 er Düngesalz, 61 250 dz Steinsalz. Im Jahr 1921: 16 688 dz 20er Düngesalz, 142 736 dz Kainit, 750 dz Carnallit, 236 676 dz Steinsalz. Im Jahr 1922: 236 661 dz Kalisalze, 311083 dz Steinsalz. Im Jahr 1923: 74 274 dz Kalisalze, 97 794 dz Steinsalz.

 

Stillegung: In der Gewerkenversammlung vom 25. November 1925 wurde die freiwillige Stillegung des Werkes beschlossen. Begründet wurde die Stillegung wie folgt: Eine Grundlage für den Betrieb des Werkes bildet die Gewinnung von chemisch-reinem Carnallit Die Lagerung dieses seltenen Vorkommens ist nestartig und naturgemäß sehr wechselnd. Auf ausgedehnte reine Partien folgen unbrauchbare Lagerteile. Der greifbare anstehende Vorrat reicht zur Deckung des Bedarfes für etwas über ein Jahr aus. Bisher sind immer genügend Aufschlüsse gemacht worden, so daß die an- stehenden Vorräte nicht verringert wurden; ob dies aber auch in Zukunft der Fall sein wird, ist zweifelhaft; das Werk lief Gefahr, bei der 1934 stattfindenden Neueinschätzung einen Teil seiner Quote einzubüßen. Der Grubenvorstand hat daher die Stillegung des Werkes bis 1953 erklärt, gleichzeitig jedoch den Ausnahmeantrag gestellt, weiterhin chemisch reinen Carnallit und Steinsalz fördern zu dürfen. Hierzu liegt vorläufig die Genehmigung bis zum Jahre 1928 vor. Die Gewerkschaft ist 1929 an die Burbach-Kaliwerke A.-G. als Schacht Carlshall übergegangen.

 

Betriebsstilllegung gemäß § 83a:

Die Kaliprüfungsstelle erteilte der Gewerkschaft im Jahre 1927 auf ihren freiwilligen Stillegungsantrag eine Beteiligungsziffer von 83 % der durchschnittlichen Beteiligung aller Kaliwerke. Bei der Stillegung des Kalibetriebes wurde der Gewerkschaft vom Reichswirtschaftsministerium die Weiterförderung von Steinsalz ohne Zeitbe-schränkung und die Förderung von chemisch reinem Carnallit bis Ende 1927, später bis Ende 1928 gestattet.

(Quelle:10*).

Personalien:

Am 1.Januar 1939 konnte der Generaldirektor Bergassessor a. D. Helmuth AI b r e c h t sein 25 jähriges Dienstjubiläum feiern. Am 1. Januar 1914 hatte der Genannte die Leitung der Gewerkschaft Carlshall in Lühnde übernommen, nachdem er zuvor ein Jahr lang bei Bohrunternehmungen im Auslande praktisch tätig gewesen war. Nach seiner Rückkehr aus dem Weltkriege im Jahre 1919 übernahm er wiederum die Leitung von Carlshall. Im Jahre 1921 wurden die Werke Carlshall, Justus, Hildasglück und Ellers unter seiner Leitung in der Bergbaugesellschaft Wittekind vereinigt und später vom Burbach 'Konzern übernommen. Bei der Übernahme trat Albrecht in die Zentralverwaltung des Burbach-Konzerns ein und nahm an seiner weiteren Entwicklung wesentlichen Anteil. Seine reichen Kenntnisse und Erfahrungen hat Generaldirektor Albrecht über den Kreis seines Konzerns hinaus in den Organisationen des Kalibergbaus diesen in reger Mitarbeit immer zur Verfügung gestellt. Mögen ihm noch lange Jahre weiterer erfolgreicher Arbeit beschieden sein! ( Kali, verwandte Salze und Erdöl, Heft 2, 1939.)

Asse II
Steinsalzkristalle auf Grubenbahnschwelle
Schachtausmauerung (Modell Deutsches Bergbaumuseum Bochum)
Fördergerüst Esserschacht
Kalisalz Soligorsk
Alte Lohntüte
Schachtröhre mit Tübbingausbau (Modell Deutsches Bergbaumuseum Bochum)
Fördergerüst Schacht Theodore (Elsaß)
Gewerkschaft Beienrode
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